Gestern, im Lüchtenhof (https://www.luechtenhof.de/) haben wir das Fest Maria Lichtmess als Fest des Lichtes, des Lüchtes, gefeiert mit Sarah Brendel und ihrer fantastischen Musik, Anne Dubber und ihren tiefen Bildern. Und bei dieser ungewöhnlichen liturgischen Performance durfte ich die Ode an das Lücht vortragen und dabei die Seminarkirche ins Licht tauchen – beim Anzünden der Kerzen aller Teilnehmenden. Hier der Text

Eine Ode an das Lüch
Lücht
Ein Lobgesang
Eine Ode
Ein Lichtspiel
Ein Weg

Am Anfang war das Licht
Eigentlich noch vor dem Anfang
Mit dem Licht fängt alles an
Gott ist Licht
Und keine Finsternis in ihm

Sagt Johannes
Und deswegen
Ist die Welt aus Licht gebaut
Es werde Licht – und es ward Licht
Das sind die ersten Schöpfungsworte

Und Johannes sekundiert
In ihm – in dem Wort, das schon am Anfang war und ist –
In dem Wort, 
– der Konstruktion, der Logik, der Architektur der Schöpfung,
die mehr ist als Idee, als Gedanke,
sondern Ideengeber, persönliche Ansprechende, Kreative und also Person

In diesem Wort ist Leben und Licht
Dieses Wort ist Leben und Licht
„Alles ist durch das Wort geworden
Und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist
In ihm war und ist das Leben und das Leben ist das Licht der Menschen
Es leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“

Licht
Ein Lobgesang
Eine Ode
Das alles klingt zunächst abstrakt
Bedacht, irgendwie meta
Aber so ist es ja nicht.

Denn die Wirklichkeit ist so
Wir erleben es so
Es ist unser Leben
Unser Licht
Ohne Licht, dieses Licht
– Nicht das Neonlicht, nicht das Lampenlicht, nicht das Kerzenlicht und mehr als das Sonnenlicht –
Ohne dieses Licht kein Leben, keine Verpuppung des Menschen, keine Verwandlung zu mehr Leben
Ohne dieses Licht keine Farben, kein Sehen, kein Staunen, kein Wachsen, kein Sterben und kein Auferstehen
Wie wir sie in den Bildern von Anne Dubber gesehen haben
Ohne dieses Licht kein Leben, nur Tod

Und umgekehrt
Da wo dieses Licht ist
In uns
Zwischen uns
Um uns
Ist Leben
Dort wo Licht ist, ist das Geheimnis des Lebens, das Geheimnis, das wir Gott zu nennen wagen
Ja – Gott ist sein Name
Name des Geheimnisses, das sich zeigt als Licht, als Leben, als Kirche
Als Liebe
Als Liebe
Und wir kennen es alle

Und was Johannes und alle vor ihm und nach ihm geschrieben haben, ist unsere Erfahrung
Was ist ein Leben ohne Licht
Was ist ein Leben ohne Leben
Was ist ein Leben ohne Liebe
Eine Nacht ohne Sterne?
Nichts
Nichts!
Nichts!!
Zu wenig
Zu dunkel
Zu lebensmüde
Zu winterlich
Zu nächtlich

Nichts

Licht
Ein Lobgesang
Licht
Eine Ode
Licht
Mein Leben
Unser Leben

Dass wir hier heute feiern
Dass wir hier heute leben
Dass wir uns hier heute als Menschen zusammenfinden
Das hat zu tun mit der Erfahrung, der Entdeckung, der Offenbarung und Freilegung des Lichts in der Welt
Denn das Licht
Das immer ein Geschenk ist
Geschenkt ist
Ist uns nicht äußerlich geblieben
Uns Menschen
Uns Suchenden
Uns Findenden
Uns Sehnenden
Uns von Finsternis und Düsternis immer bedrängten
Es ist uns inne geworden

Innerlicher als wir uns selbst sind
Ganz wir selbst
Das Licht hat uns nicht nur von außen durchstrahlt und erwärmt

„Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet
Kam in die Welt.
Er war in der Welt
Und die Welt ist durch ihn geworden“

Und er ist in jede Finsternis gegangen
Hat alle Finsternis durchdrungen
Ist in jede Finsternis gegangen
Und die Finsternis, die Dunkeltheit wurde zum Ort Seiner Gegenwart
Und jede Dunkelheit wurde zum Weg zum Licht

An Weihnachten
Feiern wir das Licht, das Kind geworden ist
Mensch, so sehr,
Dass Licht und Menschen eins geworden sind

Die Hirtinnen und Hirten, die Armen
Haben es gespürt
Haben dem Wunder getraut
Das Licht ist Mensch geworden
Die Sterndeuter und Sterndeuterinnen, diese Intellektuellen
Sind dem Stern, dem Licht am Himmel gefolgt
Und haben das Licht auf der Erde gefunden
Im Menschen selbst
Haben es geglaubt
Und eingestimmt in die Ode
In den Lobgesang
Dem Singen von Engeln und Waisen,Dem Rufen von Schafen, Hirten, Hirtinnen
Dem Summen einer Mutter, eines Vaters,
Dem Schreien eines Kindes

Ein Chor
Eine Ode
Ans Licht

Und heute 40 Tage später,
an Mariä Lichtmess,
erinnern wir uns an die junge Frau, Maria,
die ihr Kind zum Tempel bringt,
Und an die beiden Alten, Simeon und Anna, denken wir,
die, die ihr Leben lang suchten,
Und wie sie diesem Kind begegnen,
Licht auf seinem Gesicht entdecken
von innen her,
Sich gefunden wissen in dem Moment

Weil das Licht in ihnen Sehnsucht nach dem Licht hat
Weil das Leben in ihnen nach Leben sucht
Ruft Simeon im Angesicht dieses Kindes
„Meine Augen haben das Heil gesehen“
„Gesehen“
Erfahren
Erlebt
Heilsam
Gespürt
Berührt
Nicht nur bedacht – das war früher

„Ein Licht, das alle Völker, alle Menschen erleuchtet“
Ein Licht, dass Herrlichkeit ist für alle, die das angenommen haben,
Die Volk des Lichts sein wollten
Und doch nichts anderes konnten als warten, dass es sich schenkt
Und dass es möglich ist, sein könnte
Unvollkommen vollkommen durchdrungen zu werden
Das selbst aus Dunkelheit was werden könnte,
langes Warten zum Nährboden von Neuem wird,
im Schatten der Erde Wurzeln werden,
aus der dunklen Mitte eines Menschen heraus ein neuer Mensch,
Gott noch im kleinsten Wesen, im Kind,
aus einem Dorf etwas weltbewegendes,
aus der Tiefe hinaus in die Weite,
aus der Nacht ein neuer Morgen,
geweckt vom Licht,
aus Winter Frühling,
unser aller Dunkelheit geborgen

Verwandelt
Fotosynthese, Transformation des Menschenseins
Sterben und neugeboren werden
Neuschöpfung als Licht
Selbst Licht

Das ahnt, das spürt Simeon
Das ersehnte er immer
Und weiß es jetzt
Und kann gehen
Hinein in die Dunkelheit, sterben,
Loslassen, im Angesicht des Kindes,
im Angesicht eines neuen Morgens,
im Angesicht Gottes, der Ewigen,
gelassen, lässt er los.

„Nun lässt du Herr deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden…“
Er geht
Weil er weiß
Das Licht, dass immer schon da war
dass er bisher nicht wahrnehmen konnte
Jetzt ist es da
Wird erfahrbar
Prägt unsere Wirklichkeit
Wird geschenkte Wirklichkeit in uns allen

Und das feiern wir hier
Im Licht
In unserer Ode
In unserer Ode an das Lücht
Denn es gilt ja
„Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden..“
Die dieses Licht aufnehmen, sich beschenken lassen, darauf vertrauen, glauben
Die sich darauf verlassen, dass ihnen das Licht und das Leben in seiner Fülle zu eigen ist, geschenkt wurde
Die dieses Licht selber sehen lernen
Als Lebens-Grund in allem
Als Herz in dem Herzen
Als Mitte alles Zwischen

„Allen die ihn aufnahmen…“
Gab er Macht
Kind zu werden
Kind Gottes
Licht zu sein
Licht für die Welt
Frei zu sein, weil neugeboren,
neu geborgen,
Dieses Licht, das doch alles durchwohnt, durchatmet, durchdringt

So sind wir
Das können wir entdecken
Alle im Wandel
Alle Licht
Alle Leben
Alle Wort
Alle Christus
Weil dieses Licht uns durchleuchten und verwandeln darf
Endlich
Zum Licht macht
Zur Lichtträgerin
Zum Lichtträger
Und wir hier Gemeinschaft des Lichtes sind
Ein Ort
Ein Raum

Licht
Eine Ode an das Licht
Ein Lobgesang
In deinem Licht werden wir das Licht

Ihr seid das Licht der Welt
Leuchtet also
Strahlt
Entzündet euch
Strahlt sie an, die anderen Lichter
Die Welt
Die Menschen
Strahlt und leuchtet
in
Die Beziehungslosigkeiten
Die Farblosigkeit
Die Nacht
Den Hass
Die Trauer
Die Lähmung
Die Sprachlosigkeit
Den Tod

Wir strahlen
Werden Licht
Fülle erfahren wir
Beziehung
Zwischen uns

Danke für das Lücht